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+ + + + + Triggerwarnung + + + + + + +
Vorgestern habe ich den Film "Short Term 12 - Stille Helden" gesehen. Es geht um eine junge Frau, die in einem Heim für schwererziehbare Jugendliche arbeitet und dabei an ihre eigene Geschichte
erinnert wird. Der Film ist schwere Kost und nichts für schwache Nerven. Deshalb möchte ich ihn hier nicht uneingeschränkt empfehlen, auch wenn er wirklich gut ist. Die Figuren werden authentisch
und ohne übertriebenes Drama oder Sozialkitsch dargestellt.
Mich hat der Film ziemlich aufgewühlt und von zwei Seiten getriggert. Was nämlich abgesehen von den Schicksalen sehr realitätsnah gezeigt wurde, war die soziale Arbeit, wie auch ich sie erlebt
habe, auch wenn ich nie in einem Heim tätig war. Die "dummen, kleinen Sozialfuzzies", die im Alltag viel Zeit mit den Jugendlichen verbringen und dadurch eine deutlich nähere Beziehung aufbauen
können inklusive Machtkämpfe und Konflikte, werden mit ihrer Einschätzung nicht ernst genommen. Stattdessen hören die Vorgesetzten lieber auf "wichtigere" Personen wie Psychologen, die den
Jugendlichen vielleicht einmal gesehen haben oder - noch besser - nur aus der Akte kennen und darauf basierend Entscheidungen treffen, die der Sozialfuzzie dann bitte dem Jugendlichen mitteilen
bzw. im Alltag durchsetzen soll. Egal, ob er dahintersteht oder nicht. Was diese wichtigen Leute nicht einsehen, ist, dass sie damit oft nicht nur dem Jugendlichen schaden, sondern auch die
Vertrauensbeziehung zwischen dem Jugendlichen und seinem Betreuer zerstören, was jegliche weitere Hilfe unmöglich macht. Der Jugendliche fühlt sich ebenfalls nicht ernstgenommen und wird sich
nicht mehr öffnen. Er kann den Unterschied nicht machen zwischen seinem Betreuer und denen, die diese Entscheidung getroffen haben. Und der Sozialarbeiter muss sich auch noch seinem Verein
gegenüber loyal verhalten und dessen Entscheidung vertreten und mittragen. Das hat mich letzten Endes an der Sinnhaftigkeit meiner Arbeit zweifeln lassen. Irgendwelche Sesselpupser, die warm und
bequem weit ab vom Schuß in ihrem Büro sitzen, treffen Entscheidungen mit weit reichenden Konsequenzen, während der Sozialarbeiter oder Erzieher an der Front ausharrt und die Scherben
zusammenkehrt.
Was mich besonders berührt und mit beklemmenden Gefühlen zurückgelassen hat, war die selbstgeschriebene Kindergeschichte von Jayden, die von ihrem Vater misshandelt wird. Sie beschreibt für mich
sehr gut narzisstischen Missbrauch in einer Beziehung. Obwohl es in dem Film nicht darum ging. Ich habe mir die Mühe gemacht, sie von einem englischsprachigen Youtube-Video nachzuschreiben.
Der Oktopus und der Hai
Wie es der Teufel will, durfte ich gestern wieder einmal erfahren, wie es ist, sich herzugeben und auf Abgrenzung zu verzichten. Und es war allein meine Verantwortung. Denn ich bin nun erwachsen und nicht mehr hilflos ausgeliefert. Ich muss einfach nur Nein sagen. Ich muss mich nicht zuständig fühlen, nur weil ich Zeit habe, da ich nicht arbeite. Ich darf es trotzdem scheiße finden, wenn sich jemand seiner Verantwortung entzieht mit dem Vertrauen darauf, dass schon irgendein Tuppes da sein und sich kümmern wird. Mich hat das gestern echt fertig und traurig gemacht. Weil ich erkannt habe, dass ich aus dem Schuldgefühl heraus, nicht zu arbeiten, oft Ja sage, ohne weiter darüber nachzudenken, wie ich das finde und ob mir das gut tut bzw. wirklich nichts ausmacht und für mich in Ordnung ist. Und weil ich mich immer noch dafür zuständig fühle, Scherben aufzukehren, die andere hinterlassen haben, weil sonst jemand darunter leidet, der nicht für sich einstehen kann. Damit alles wieder gut ist. Ist es aber nicht. Besonders nicht in mir.
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