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Notfallplan für depressive Phasen

Bild: Pixabay
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Da ich in letzter Zeit nicht ganz auf der Höhe bin, überlege ich, was mir normalerweise hilft. Ich stelle fest, dass ich ganz schön defizitorientiert bin. Das hilft schonmal nicht. Um den Blick auf positive Dinge zu lenken, bedarf es in der Tat eines kleinen Rucks. Manchmal auch eines etwas größeren. Wenn ich mich nicht immer tiefer in die Depri-Spirale eindrehen will, muss ich mir irgendwann selber sehr energisch sagen: Schluss damit!

Ich schreibe gerne Listen von Dingen, die sich seit Beginn meiner Therapie positiv verändert haben oder für die es sich zu leben lohnt. Letzteres mag jetzt so klingen, als hätte ich vor, mich zu verabschieden. Hab ich nicht. Es geht einfach darum, mir die für mich schönen und wichtigen Dinge im Leben bewusst zu machen. Da wären zum Beispiel:

  • die Nase in die Mähne meines Pferdes stecken
  • mit meiner Katze kuscheln
  • die blauen Augen meines Mannes
  • ein guter Metalsong
  • Sonne auf der Haut
  • wenn die Sonne nicht scheint, tut's auch das Heizkissen, eine Wärmflasche, ein Bad oder eine heiße Dusche - in jedem Fall Wärme
  • ein Räucherstäbchen
  • mit einer guten Freundin ewig quatschen, das Leid teilen, albern sein
  • Autobahn fahren
  • mit meinem Mann kuscheln
  • ein schöner Film
  • in einem Buch abtauchen

Wenn ich recht fit bin, funktionieren auch diese Dinge:

  • mit meinem Pferd spazieren gehen
  • mein Pferd ohne Sattel reiten (hat was von Reittherapie)
  • mit einer Freundin ausgehen
  • tanzen
  • Yoga, Feldenkrais

Dabei geht es mehr um Bewegung. Bewegung ist gut, aber manchmal einfach unmöglich. Vielleicht liegt das daran, dass meine Gefühle dann überschäumen würden. So, wie wenn man ein randvolles Wasserglas schüttelt. In einem geschützten Rahmen mit therapeutischer Unterstützung kann man sowas mal ausprobieren. Aber alleine in freier Wildbahn halte ich das für keine gute Idee. Bei mir liegen dann jedenfalls sofort die Nerven blank, und ich kann für nichts garantieren. Wer dann zu nah steht, hat Pech gehabt.

Was sich in den letzten Jahren positiv in meinem Leben verändert hat, ist folgendes:

  • Religion war lange Zeit ein heftiges Thema für mich. Woran soll / muss ich glauben? Darf ich eigene Glaubenswege gehen? Brauche ich dafür einen Lehrer / eine Gemeinschaft? Das hat sich komplett erledigt. Ich brauche keine Religion, um spirituell zu sein. Wenn überhaupt, fühle ich mich dem Zen verbunden, weil es so einfach ist. Aber ich würde mich nicht als Praktizierende bezeichnen. Mein Lehrer ist meine Intuition. Alle anderen können mich mal.
  • Ich habe Sozialarbeit als mir aufgedrängte Rolle erkannt und abgehakt.
  • Einige Muster und Zusammenhänge sind mir bewusst geworden. Ich erkenne immer besser die Auslöser für emotionale Abfahrten.
  • Es gelingt mir mehr und mehr, Verantwortung da zu lassen, wo sie hingehört.
  • Ich habe es nach langem Zögern und Zweifeln geschafft, den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen und damit die stetige Giftzufuhr gekappt.

Wenn es mich akut aus der Bahn wirft, helfen Achtsamkeitsübungen, um mich im Hier und Jetzt zu halten. Dafür muss man gar nichts Großartiges tun. Einfach nur bewusst das Ausüben, was man gerade sowieso schon macht. Manchmal muss ich das dann noch im Kopf mit Worten unterstützen: Ich bin jetzt da und da, nehme dieses zur Hand, mache jenes damit... Klingt beknackt, aber hilft ungemein. Machen die Zenleute übrigens auch. Vielleicht nicht das Kommentieren in Gedanken, aber das achtsam Ausführen einer Handlung.

Ich gehe jetzt Zen-Duschen mit Musik und Räucherstäbchen. Volle Dröhnung!

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