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Der innere Kritiker als Ursache für Burnout

Bild: Pixabay
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Neulich habe ich gelesen, dass sich hinter der Diagnose Burn Out oftmals eine Depression verbirgt, die dann nicht behandelt wird. Burn Out ist ja auch keine anerkannte Krankheit im Gegensatz zur Depression. Ein anderes Wort dafür ist Erschöpfungssyndrom. Ich habe allerdings auch schon von einer Erschöpfungsdepression gehört. Ziemlich verwirrend. Burn Out und Depression sind sich sehr ähnlich und können ineinander übergehen. Dennoch sind sie nicht dasselbe. Vielen ist es lieber, ausgebrannt als depressiv zu sein. Denn eine Depression wird als allgemeine Lebensschwäche empfunden. Ein Burn Out kommt nur von zu viel Arbeit.

Auf den ersten Blick mag das auch stimmen. Der Terminkalender ist lückenlos gefüllt, die Überstunden werden zur Regel, alle Aufgaben müssen gleichzeitig und am besten gestern erledigt werden, Pausen... welche Pausen? Es gibt sie tatsächlich, die Sklaventreiberchefs. Oder meckernde Kunden, die im Falle einer Selbständigkeit die Rolle des Vorgesetzten gewissermaßen übernehmen. Mobbing und eine angespannte Atmosphäre erschweren die Situation zusätzlich. Es gibt aber auch eine Ursache für Burn Out, die sich Perfektionismus nennt. Und die kommt von innen.

Warum arbeiten Menschen so viel? Selbst wenn die finanzielle Situation gesichert ist? Weil sie sich Anerkennung wünschen. Sie wollen geliebt werden. Und das ist völlig natürlich. Wenn diese Anerkennung aber nicht kommt und wir immer mehr arbeiten und uns anstrengen in der Hoffnung, dass sie uns doch noch zuteil wird, brechen wir erschöpft zusammen. Ohne Anerkennung. Arbeitsunfähig. Ohne Leistung keine Anerkennung und damit auch kein Wert. Mit  Leistung aber irgendwie auch nicht.

Ich habe mich damals ebenfalls wegen mangelnder Anerkennung im Sinne von Wertschätzung meiner Arbeit beschwert. Die Antwort meines Chefs war: "Du kriegst doch Lohn am Ende des Monats." Aha. Irgendwann dachte ich: Wenn ich wenigstens nicht ständig kritisiert würde, wäre das schon Anerkennung genug. Perfektionisten stecken Kritik ganz schlecht weg. Sie sind ja schon selbst chronisch unzufrieden mit sich.

Was treibt Menschen also wirklich dazu an, zu viel zu arbeiten und die eigenen Grenzen zu missachten? Solche Ackergäule finden nämlich immer wieder Gründe (Ausreden), warum sie jetzt keine Pause geschweige denn Urlaub machen können. Gründe, die plausibel klingen - und irgendwie auch nicht. "Ohne mich läuft der Laden halt nicht." Klarer Fall von Größenwahn. Denn in Wahrheit sind es nicht die Chefs oder Kunden, die einen zur Dauerarbeit zwingen. Wir sind es selbst. Wir haben den Sklaventreiberchef als inneren Kritiker internalisiert. Ihm ist nichts gut genug, nie reicht es ihm, was wir leisten. Auf wessen Anerkennung hoffen wir also? Wenn sie nicht von innen kommt, machen wir uns im Außen von ihr abhängig. Und von da kommt sie bekanntlich eher nicht. Und wenn doch, reden wir die Sache klein. "Ach, so toll war das jetzt nicht." Wenn wir uns selbst nicht anerkennen und wertschätzen für unsere Leistung und am besten für unser bloßes Sein, haben wir ein ernsthaftes Problem.

Als ich meine Therapeutin fragte, warum ich immer noch so erschöpft sei und ich einfach nicht verstehe, wo meine ganze Energie hinginge, sagte sie: "Selbstliebe." Mangelnde Selbstliebe verursacht Energielöcher. Es klingt so einfach in der Theorie und ist doch so schwer, in die Praxis umzusetzen. Wer sich selbst misshandelt - und ich wähle dieses Wort bewusst -, muss sich nicht wundern, wenn er keine Kraft mehr hat. Liebevoller Umgang mit sich scheint eine der schwersten Lektionen im Leben zu sein.

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