Um Depressionen zu überwinden, muss man seine depressiven Strukturen erkennen. Damit sind Denk- und Handlungsmuster gemeint, die eine Depression begünstigen. Negative Glaubenssätze wie "Das
schaffe ich nicht.", "Ich bekomme nie, was ich mir wünsche." oder "Ich kann sowieso nichts ändern." lassen mich schlecht fühlen und hindern mich daran, aktiv mein Leben zu gestalten. Ebenso
schaden mir Handlungsmuster wie ohne Pause durcharbeiten oder Konflikte meiden. All das führt dazu, dass sich innerlich Gefühle und Impulse anstauen, die ich immer weiter unterdrücke, weil sie
"nicht sein dürfen".
Auf meinem Heilungsweg begegneten mir 2 Fragen, die mir bis heute sehr helfen, diese Strukturen umzuwandeln. Wenn ich bei meiner Therapeutin Katastrophenszenarien zum Besten bringe, fragt sie
jedes Mal: "Ist das hilfreich?" Diese Frage muss ich mit Nein beantworten. Natürlich sind meine Ängste trotzdem da. Aber sie fleißig mit Energie zu füttern, lässt sie nur ins Unermessliche
wachsen, bis ich völlig erstarre.
In einem Youtube-Video stellte eine junge Frau die Frage: "Was wäre jetzt selbstliebend?" Hier geht es darum, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, was viele Depressive verlernt haben.
Anfangs mag es deshalb schwierig sein, eine Antwort zu finden. Mit der Zeit wird es aber besser. Ich habe erkannt, dass schon ganz kleine Dinge sehr selbstliebend sein können. Zum Beispiel meinen
inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen. Mir ist etwas nicht gelungen? Was wäre jetzt selbstliebend? Bestimmt nicht, mich deswegen total fertig zu machen. Also sage ich mir: "Nicht schlimm!
Kann passieren." Das fühlt sich deutlich besser an.
Wann immer ich merke, dass ich wieder im depressiven Nebel verschwinde, frage ich mich "Ist das hilfreich, was ich gerade tue / denke?". Ist es dann grundsätzlich nicht, also höre ich umgehend
damit auf. Und wenn ich mich mit einer Angelegenheit herumquäle, überlege ich, was in diesem Moment eine selbstliebende Handlung wäre. Wir können unsere Bedürfnisse nicht immer sofort erfüllen
und unsere Impulse ungefiltert ausleben. Mit etwas Kreativität lassen sich jedoch fast immer Alternativen finden. Und es sind oft die kleinen Dinge im Leben, die bereits völlig ausreichen. Ich
stehe zum Beispiel gerade im Stau und spüre, wie ich nervös und wütend werde. Das kann ich so durchziehen bis zum Ankunftsziel und mich dann elendig schlecht fühlen, weil ich zu spät bin - und
zudem noch innerlich gestresst und abgehetzt. Ich kann aber auch stattdessen meine Lieblingsmusik auflegen und mitsingen oder die zur Zeit wunderschönen bunten Bäume bewundern und mir sagen "Dann
komme ich eben zu spät.". Denn manchmal kann man tatsächlich nichts ändern. Wozu also die Aufregung?
Wer jetzt sagt: "Aber das geht in der und der Situation einfach nicht. So ist das Leben nunmal.", dem möchte ich 2 Fragen ans Herz legen: Ist das hilfreich? Was wäre jetzt selbstliebend?
Kommentar schreiben